3. Aktionstag am 7. Mai 2011

Wie reformfähig ist unsere Evangelische Kirche?
Was ist unser Profil?
Sind wir eine Aufbruchgemeinde ...
Kommt die Lösung mit dem Gemeindebund?

„Die eigentliche Krise der Kirche ist nicht eine Finanz-, sondern eine theologische Orientierungskrise. Was hat die Kirche Menschen in der modernen Gesellschaft zu sagen? Wie lässt sich theologisch substantiell und zugleich existentiell relevant von Gott reden, von Kreuz und Auferstehung, von Sünde und Vergebung, von Gnade, Liebe und Gerechtigkeit? Wie beheimaten sich Menschen im christlichen Glauben? Hier liegt die eigentliche Herausforderung, der sich Theologie und Kirche stellen müssen.“
Isolde Karle, „Kirche im Reformstress“

Wie reformfähig ist unsere Evangelische Kirche? – Das Profil einer Aufbruchsgemeinde
von Prof. Dr. Wolfgang Schoberth, Erlangen

"Es gibt freilich auch genug soziologische Gründe dafür, dass die Zukunft der Institution Kirche, wie wir sie kennen, nicht zuletzt damit verbunden ist, ob es ihr gelingt, nicht nur Institution zu sein, sondern ihre spezifische Eigenart auch in der kulturellen Öffentlichkeit zur Geltung zu bringen. Auch deswegen sind Strukturfragen theologische Grundsatzfragen, wie auch die soziale Relevanz und Attraktivität der Kirchen davon abhängt, dass ihre institutionelle Logik nicht den üblichen Plausibilitäten folgt, sondern genuinen Kriterien entspricht. Wenn kirchliche Strukturreformen sinnvoll und produktiv sein sollen, dann lassen sich nicht dekretieren oder durch Expertenkommissionen erledigen. Ich verstehe den „Aufbruch Gemeinde“ nicht zuletzt als die Forderung, die Debatte um eine Gestalt der Kirche einzufordern und zu führen, die der reformatorischen Einsicht in das Wesen der Kirche entspricht – in aller notwendigen Breite und unter Beteiligung möglichst vieler der Menschen, deren Engagement und deren finanzielle Beiträge, vor allem aber: deren Christsein die Kirche trägt.“

Wie reformfähig ist unsere Evangelische Kirche? – Das Profil einer Aufbruchsgemeinde
von Prof. Dr. Wolfgang Schoberth, Erlangen

„Es gibt freilich auch genug soziologische Gründe dafür, dass die Zukunft der Institution Kirche, wie wir sie kennen, nicht zuletzt damit verbunden ist, ob es ihr gelingt, nicht nur Institution zu sein, sondern ihre spezifische Eigenart auch in der kulturellen Öffentlichkeit zur Geltung zu bringen. Auch deswegen sind Strukturfragen theologische Grundsatzfragen, wie auch die soziale Relevanz und Attraktivität der Kirchen davon abhängt, dass ihre institutionelle Logik nicht den üblichen Plausibilitäten folgt, sondern genuinen Kriterien entspricht. Wenn kirchliche Strukturreformen sinnvoll und produktiv sein sollen, dann lassen sich nicht dekretieren oder durch Expertenkommissionen erledigen. Ich verstehe den „Aufbruch Gemeinde“ nicht zuletzt als die Forderung, die Debatte um eine Gestalt der Kirche einzufordern und zu führen, die der reformatorischen Einsicht in das Wesen der Kirche entspricht – in aller notwendigen Breite und unter Beteiligung möglichst vieler der Menschen, deren Engagement und deren finanzielle Beiträge, vor allem aber: deren Christsein die Kirche trägt.“


Gemeindebund

Rechtsanwalt Georg Hoffmann vom Berliner Gemeindebund war zu Gast und berichtete von der Gründung und der Arbeit des Gemeindebunds in der Evang. Kirche Berlin-Brandenburg. Hier waren vor allem in Berlin Gemeinden von der Zwangsfusion durch die dortige Kirchenleitung bedroht, gegen die sich der Gemeindebund mit theologischen, aber auch mit juristischen Mitteln erfolgreich zur Wehr gesetzt hat. Seit der Gründung des Gemeindebunds am 20. September 2008 hat sich die Anzahl der Mitgliedsgemeinden von 29 auf 43 erhöht. Lesen Sie das ganze Grußwort.

Auch wenn in der Bayerischen Landeskirche – zuletzt durch die Neufassung des „Kirchengesetzes über besondere Gemeindeformen und anerkannte Gemein-schaften“ – die Ortskirchengemeinde als grundlegende Form des kirchlichen Lebens in der Verfassung neu festgeschrieben wurde („In der Kirchengemeinde verwirklicht sich Kirche Jesu Christi im örtlichen Bereich“, Art. 20 der KVerf), halten wir die Gründung eines Gemeindebundes für Bayern für sinnvoll. Ein solcher Gemeindebund kann helfen:

  • dass die Stellung der Ortsgemeinden in der Bayerischen Landeskirche vor dem Hintergrund der EKD-Reformporzesse so grundlegend bleibt, wie sie heute ist.
  • dass die Stimme der Gemeinden in den kirchenleitenden Organen besser und nachdrücklicher gehört wird (z.B. durch Anträge an die Landessynode).
  • dass die Gemeinden – vergleichbar mit dem Städtetag – ein Gremium haben, in dem sie sich über ihre Angelegenheiten austauschen können und dadurch die Kommunikation der Gemeinden untereinander verbessert wird.
  • dass die Auswirkungen der Entscheidungen der kirchenleitenden Organe auf die Ortsgemeinden deutlicher rückgemeldet werden (z.B. im Hinblick auf die Kriterien der letzten und zukünftiger Landesstellenpläne).

Beraten Sie in Ihrem Kirchenvorstand den Beitritt zum Gemeindebund Bayern.


Grußwort von Oberkirchenrat Dr. Hans-Peter Hübner 
(Leiter der Abteilung „Gemeinden und Kirchensteuer“ im Landeskirchenamt, Mitglied im Landeskircherat) 

„Dass auch wir im Landeskirchenrat und in der Gemeindeabteilung – zumal angesichts der zunehmenden Zahl konfessionsloser Menschen und der daraus folgenden Aufgaben und Probleme – unbedingt auf lebendige und kreative Gemeinden setzen, die ihre Eigenverantwortung freilich nicht nur einfordern, sondern – z. B. im einladenden bzw. vorausschauenden Umgang mit ihren Gemeindegliedern und Gebäuden – tatsächlich auch wahrnehmen, weil es ohne starke Ortsgemeinden auch in Zukunft nicht geht, und dass geeignete Wege zu sichern und zu beschreiten sind, die diesem Ziel dienen, kann nur mit allem Nachdruck bekräftigt werden. In der Einschätzung, welche Wege zum Erreichen des gemeinsamen Ziels tatsächlich geeignet und zweckmäßig sind, haben wir uns mit den Sprechern des Forums „Aufbruch Gemeinde“ insbesondere für den Bereich der Gemeindefinanzierung bisher nicht verständigen können. Wir haben allerdings angeboten, für ein – vom Forum „Aufbruch Gemeinde“ noch zu benennendes – Probedekanat das von ihm vorgeschlagene Modell im Einzelnen durchzurechnen und auf seine Wirkungen abzuchecken.“

Lesen Sie das ganze Grußwort

Finanzierung von unten – ein Alternativmodell

Die Basis evangelischen Kirchenverständnisses, das Priestertum aller Gläubigen, darf nicht nur eine theologische Floskel darstellen, sondern muss auch die Gestaltung der Ordnung und der Finanzen der Kirche bestimmen. Beteiligungskirche heißt nicht nur etwas mehr ehrenamtliches Engagement, sondern bedeutet Partizipation an inhaltlichen Entscheidungen und Selbstverantwortung in den materiellen Grundlagen. Hierüber besteht – nach guten Gesprächen von Vertretern des Forums Aufbruch Gemeinde mit der Kirchenleitung – im Prinzip Einigkeit.

Das neue Berechnungsmodell für eine Finanzierung von unten beinhaltet die Solidarität der Gemeinden untereinander, indem von einem durchschnittlichen Kirchensteueraufkommen innerhalb der Landeskirche ausgegangen wird und eine 20%-Abgabe für landeskirchliche Aufgaben eingerechnet wird.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass das Kirchensteueraufkommen nur einen Teil der Gesamteinnahmen der Landeskirche ausmacht. Die Landeskirche verfügt neben der Kirchensteuer über weitere Einnahmen. Nach dem Jahresbericht 2009 betragen die Gesamteinnahmen 732 Mio Euro. Davon stammen nur 525,2 Mio aus der Kirchensteuer. Neben den ca. 20% Abgaben der Gemeinden hätte sie also noch 206,8 Mio im Etat.

Berechnen Sie die Einnahmen und Ausgaben Ihres Gemeindehaushalts nach diesem Modell. Wir danken OKR Dr. Hans-Peter Hübner für die Bereitschaft dieses Alternativmodell am Beispiel eines Probedekanats durchrechnen zu lassen!

Mehr zum Thema finden Sie auf unserer Seite „Das liebe Geld“.

Mittagspause vor der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche beim Aktionstag am 7. Mai 2011. Unter den ca. 120 Gästen war auch der Vizepräsident der Landessynode Dr. Peter Seißer. 


Programm des 3. Aktionstag evangelisch-lutherischer Kirchengemeinden in Bayern
am Samstag, 7. Mai 2011 in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche (Lichtenhof), Allersberger Str. 116, Nürnberg

10.00 Uhr Begrüßung
10.15 Uhr Referat: Wie reformfähig ist unsere Evangelische Kirche?
Das Profil einer Aufbruchsgemeinde (Prof. Dr. Wolfgang Schoberth, Erlangen)
 
11.00 Uhr Rückfragen
11.30 Uhr
Bericht vom Gemeindebund Berlin (Herr Hoffmann)
Gründung eines Gemeindebunds Bayern
Finanzierung von unten

12.00 Uhr Mittagspause (Kaffee und Brezen) 
12.30 Uhr Arbeitsgruppen:
Aufbruch-Gemeinde – theologisch
Gemeindebund Bayern – Zweck und Ziel
Finanzierung von unten – ein Alternativmodell

13.45 Uhr Back home – Was können wir zu Hause als Nächstes tun?
14.00 Uhr Abendmahlsfeier
14.30 Uhr Ende

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