Schwerpunkte
Die Kirche lebt in ihren Ortsgemeinden. Hier ist der primäre Ort der Kommunikation des Evangeliums und der gegenseitigen Anteilnahme am gemeinsamen Glauben und Leben. Für die Verkündigung des Evangeliums und für das Feiern der Sakramente ist die Nähe zu den Menschen durch nichts zu ersetzen. Deshalb liegt das Primat bei den Ortsgemeinden und alle anderen kirchlichen Einrichtungen leben von ihnen und dienen ihnen.
Professor Christian Möller hat das einmal sehr treffend formuliert:
„Eine Kirche, die nicht bei den Menschen am Ort bleibt, mag in ihren Initiativgruppen so fortschrittlich oder so gläubig wie nur möglich sein, in ihrer landeskirchlichen Gestalt so exakt und technokratisch wie nur denkbar, in ihrer ökumenischen Gestalt so weltweit und konziliar wie nur vorstellbar, so hat sie dennoch versagt, wenn sie der anstrengenden Nähe des Nächsten am Ort ausweicht …“
Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Gemeinden zu ermutigen, ihre Rechte wahrzunehmen, der Verantwortung des Lebens in ihrer Gemeinde gerecht zu werden und jeglicher Entmündigung entgegenzutreten.
Keiner wird abstreiten, dass die Bindung an die Kirche sehr viel mit Nähe, Beziehung, also mit Begegnung zu tun hat. Als Ziel einer zukunftsfähigen Kirche wird landauf landab die Nähe zu den Menschen laut und deutlich beschworen. Nur die daraus resultierenden Maßnahmen werden zu halbherzig umgesetzt.
Die „Beispieldienstordnung“ setzt 3% (!) der Arbeitszeit einer Pfarrerin, eines Pfarrers für Seelsorgebesuche an. Die Nähe zu den Menschen geht verloren, wenn ältere, sozial schwächere, nicht mobile Gemeindeglieder keinen Zugang zum Gemeindeleben mehr haben, weil sie keinen Besuch bekommen und nicht in der Lage sind, einen weiten Weg zu einem Gottesdienst oder zu einer kirchlichen Dienststelle zu bewältigen. Dass aber die Kirche gerade für diese Menschen eine besondere Verantwortung hat, lässt sich biblisch gut begründen.
Forschungen zeigen deutlich, dass Austritte sich entscheiden an der Frage, ob ich in meiner Ortsgemeinde eine Heimat für meinen Glauben finde oder nicht.
Kirchengemeinden sind AnwältInnen einzelner hilfsbedürftiger und aus dem gesellschaftlichen Leben herausgefallener Menschen. Die Gemeinden begegnen den Armen, Kranken etc. in unmittelbarer Nähe, von Angesicht zu Angesicht. Sie können nicht von der Harmonie des Ganzen her denken, in der Einzelne als Opfer zu leicht unsichtbar werden