5. Aktionstag am 27. September 2014

Die Zukunft der Kirche aus Sicht des Landesbischofs
Was steckt hinter den Thesen von Bedford-Strohm?

Das Plenum im großen Gemeindesaal der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Nürnberg.


Der Gemeindebund Bayern, dem aktuell 35 Gemeinden angehören konnte bei seinem Aktionstag am 27. September 2014 in Nürnberg neben Landesbischof Prof. Dr. Bedford-Strohm und dem Leiter des Gemeindereferats OKR Dr. Hübner auch die Präsidentin der Synode der ELKB Frau Preidel begrüßen. Drei weitere Synodale waren zu Gast, darunter der Vizepräsident des Bay. Landtages Peter Meyer.

Nach drei Berichten sprach OKR Dr. Hübner ein ausführliches Grußwort, in dem er auch auf Berechnungen zum Probedekanat Pegnitz einging. Dabei geht es um ein Modell, bei dem das verteilbare Kirchensteueraufkommen direkt in die Gemeinden fließt, die davon alle Personal- und Sachkosten bestreiten und 20% für allgemeinkirchliche Aufgaben abgeben.

Landesbischof Dr. Bedford-Strohm stellte Thesen zur Bedeutung der Ortsgemeinde und zu deren Verhältnis zu anderen kirchlichen Ebenen unter besonderer Berücksichtigung der Ökumene und der öffentlichen Wirksamkeit der Kirche vor. Diese wurden so lebhaft diskutiert, dass der Landesbischof bedauerte, um 16 Uhr zu einem weiteren Termin aufbrechen zu müssen.


Das Programm des Tages mit Berichten

11.00 Uhr Begrüßung – Geistliches Wort- Kurzstatement: Bericht zur Lage (Pfr. Taig) 
– Kurzstatement: Finanzen und Verwaltung
– Kurzstatement: Pfarrerbild

11.50 Uhr Grußwort Oberkirchenrat Dr. Hübner (Leiter des Gemeindereferats der ELKB) 
12.00 Uhr Friedensgebet
12.15 Uhr Arbeitsgruppen
– Gemeinde vor Ort
– Finanzen und Verwaltung
– Pfarrerbild

13.00 Uhr Mittagspause mit Imbiss
14.00 Uhr Kabaretteinlage
14.15 Uhr
Thesen von Landesbischof Prof. Dr. Bedford-Strohm mit anschließender Plenumsdiskussion  
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16.15 Uhr Anträge an die Synode 
16.30 Uhr Reisesegen

Die Mitglieder des Gemeindebundes kamen anschließend zur Jahresversammlung zusammen.

Tagesordnung:
Neuwahl des Vorstandes
Kassenbericht und Entlastung
Termin

„Das Wichtigste ist nicht ein neuer Strukturprozess oder ein neues Impulspapier, über das diskutiert wird; das Wichtigste ist nicht ein Katalog von Zielen, deren Erreichung dann als Maßstab für Erfolg ausgegeben wird. (…) Das Wichtigste ist eine geistliche Erneuerung unserer Kirche. (…) Wir müssen als Kirche wieder radikaler werden – im wahrsten Sinne des Wortes: zurück zu den Wurzeln unseres christlichen Glaubens: radikal im Hören auf das Evangelium, radikal in der Öffnung hin zu den Lebensquellen Gottes, radikal in der Liebe zu den Menschen, allen voran zu ihren schwächsten Gliedern.“
LANDESBISCHOF PROF. DR. BEDFORD-STROHM

Presse

Landesbischof Bedford-Strohm: Kirche braucht starke Ortsgemeinden – Aktionstag des Gemeindebundes „Aufbruch Gemeinde“ Nürnberg (epd).

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat den Gemeindebund „Aufbruch Gemeinde“ als befruchtenden Impulsgeber gelobt. Er empfinde die Bewegung, die eine Stärkung der Ortsgemeinden will, „als wirklichen Aufbruch“, so Bedford-Strohm beim Aktionstag des Gemeindebunds am Wochenende in Nürnberg. Allerdings warnte er „vor einer Romantisierung der charismatischen Urgemeinde“ ebenso wie vor einer „theologischen Überhöhung historisch gewachsener Beamtenstrukturen“. Der Landesbischof forderte einen „geistlichen Aufbruch“. Planungsstrategien und Perspektivpapiere hätten keinen Sinn, wenn für die Menschen nicht spürbar werde, dass sie „im Geist Gottes verfasst sind“.

Bedford-Strohm unterstrich die Bedeutung der übergemeindlichen Dienste, wie Schulseelsorge, Internetarbeit oder Diakonie. Ortsgemeinden könnten solche Aufgaben nicht allein erfüllen, sagte er. Diese Bereiche und die Gemeinden dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Dem Eindruck, die übergemeindlichen Stellen seien überproportional angewachsen, trat der Landesbischof entgegen. Auch zentrale Buchhaltung, Verwaltung und Datenkommunikation hätten ihren Sinn, so Bedford-Strohm. Damit die verschiedenen Ebenen gut zusammenarbeiten, forderte er eine „Wertschätzungskultur“.

Der Gemeindebund Bayern sieht sich als Lobby für die Gemeinden. Er kritisiert eine zu geringe Finanzdecke der Gemeinden und hierarchische Strukturen der Kirche. „Wir lehnen ein Kirchturmdenken ab“, erklärte Vorstandsmitglied Johannes Taig (Hof), „aber wir befürchten eine Ökonomisierung der Kirche“. Außerdem spüre man eine Bevormundung der Gemeinden. Taig forderte eine Umkehr „von der Betreuungsparochie zur Beteiligungsgemeinde“.

Der für Gemeinden zuständige Oberkirchenrat Peter Hübner versicherte den Teilnehmern des Aktionstags, die Eigenverantwortung der Gemeinden werde ernst genommen. Kritisch setzte er sich aber mit den Finanzierungsvorschlägen des Gemeindebunds auseinander, die einen höheren Anteil der Kirchensteuern der eigenen Gemeinde fordern. Ihr Gestaltungsspielraum würde so nicht größer, warnte Hübner. Denn es würden „Schlüsselzuweisungen oder Hilfen in besonderen Notlagen“ entfallen. Ein Ausgleich müsste dann im Dekanatsbezirk passieren. Er verwies auf die gebildeten landeskirchlichen Fonds für energetische Sanierungen oder die Pfarrhaus- Renovierungen, die den Gemeinden eine Entlastung brächten.

Der Gemeindebund wird bei der kommenden Landessynode im Herbst einen Antrag stellen, dass Pfarrer auf landesweiten Pfarrstellen zuvor mindestens fünf Jahre in einer Kirchengemeinde gearbeitet haben. Man halte dies für eine gute Zusammenarbeit dringend notwendig, so der Vorsitzende Gerhard Schoenauer (Pegnitz).

Dem Bund sind derzeit 35 der rund 1.500 bayerischen evangelischen Kirchengemeinden angeschlossen.
Seit 2008 lädt er jährlich zu einem Aktionstag ein. In diesem Jahr nahm daran die Kirchenleitung zahlreich teil. Es kamen die Präsidentin der Landessynode, Annekathrin Preidel, sowie Mitglieder des Landessynodalausschuss und des Landeskirchenrats. (01/3037/28.09.2014)

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