6. Aktionstag am 25. Juli 2015
Pfarrbilder - Was steckt hinter dem Talar?
Spannende Diskussionen über das Pfarramt und dessen Zukunft
Bild vom Treffen 2015: Diskussionsrunde mit Regionalbischof Dr. Ark Nitsche im Gemeindesaal St. Jobst in Nürnberg.
Im Gemeindebund Bayern sind derzeit 40 Kirchengemeinden unterwegs mit dem Ziel, die Gemeinden vor Ort zu stärken, die Finanzierung der Gemeinden kritisch zu durchleuchten und neue Wege zu initiieren. Es ist uns ein Anliegen, theologisch über den zukünftigen Weg unserer Kirche nachzudenken und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir möchten ein Forum für die Gemeinden bieten, Lobbyarbeit für die Gemeinden leisten in Anlehnung an den Städtetag.
Gelegenheit zur Information und zum Gespräch bot der Aktionstag am Samstag, 25. Juli 2015 in Nürnberg, bei dem auch Regionalbischof Dr. Ark Nitsche anwesend war und sich unseren Fragen stellte. Unser Hauptthema an diesem Tag lautete: „Gut, gern und wohlbehalten als Pfarrerin/Pfarrer arbeiten?!“. Wir mischten uns ein in die Diskussion in der Landeskirche über das Pfarrerbild, die im Herbst zu einem Ergebnis gelangen soll. Auf unserer Webseite finden Sie mehr zum Thema.
OKR Nitsche erläuterte den bisherigen Verlauf der breit angelegten Diskussion innerhalb der ELKB, die er selbst leitete. Das Berufsbild des Pfarrers müsse vom Auftrag der Kirche her entwickelt werden. Der Berufsethik Luthers folgend, wären zur Erfüllung dieses Auftrags verschiedene Berufe in der Kirche nötig, so auch der Pfarrberuf. Nitsche betonte, dass das Miteinander von Kirchenvorständen, PfarrerInnen und Kirchenleitung von Freiheit und Vertrauen geprägt sein sollte. Kirchenvorstände seien nicht die Aufsichtsräte ihrer Gemeinden und PfarrerInnen. Genauso wenig wäre ein Top-Down-Denken am Platz. Instrumente wie Zeitbudgets für die Arbeit der PfarrerInnen, könnten auch als Herrschaftsinstrument missverstanden und missbraucht werden. Man werde darauf achten, dass dies nicht geschieht.Von unserer Seite wurde darauf hingewiesen, dass das schönste Pfarrerbild nicht helfe, wenn Kirchenvorstände und PfarrerInnen vor Ort nichts mehr zu entscheiden und zu gestalten hätten, weil nicht nur die finanzielle Ausstattung keine Spielräume mehr lasse. Es werde oft nur noch der Mangel verwaltet. Bei der Diskussion um das Pfarrerbild fehlt uns der Gemeindebezug. Lesen Sie mehr …
Kritisch sehen wir die jetzt von der Kirchenleitung gestartete Aktion zur „Haushaltsvorsteuerung“ „Profil und Konzentration“, mit der den Gemeinden möglicherweise neue Sparrunden verkauft werden sollen, während auch die diesjährigen Einnahmen der ELKB voraussichtlich mit einem Rekordergebnis abschließen werden.Der erste Vorsitzende des Gemeindebundes, Gerhard Schoenauer, berichtete von den Aktivitäten des vergangenen Jahres. Beim Kirchentag in Stuttgart seien am gemeinsamen Stand mit dem Gemeindebund Berlin Brandenburg viele Gespräche geführt worden. Dabei stießen unsere Anliegen auf große Zustimmung. Es konnten 171 Unterschriften für das „Wormser Wort“ gesammelt werden. Johannes Taig berichtete von den Aktivitäten der Gemeindebünde in Berlin-Brandenburg, in der Nordkirche und im Rheinland. Die Anliegen und Probleme der Kirchengemeinden seien in allen Landeskirchen ähnlich gelagert. Man sei im Internet gut vernetzt. Es sei von allen Seiten der Wunsch geäußert worden, sich einmal gemeinsam zum Austausch zu treffen. Hierfür sollen zeitnah Ort und Zeit gefunden werden.
Unsere letzten beiden Anträge an die Synode, fanden zwar keine Mehrheit, unsere Anliegen wurden aber grundsätzlich gewürdigt. Man werde darauf achten, dass Pfarrerinnen und Pfarrer, die allgemeinkirchliche Aufgaben im landesweiten Dienst übernehmen, mindestens fünf Jahre Gemeindeerfahrung haben. Es gäbe aber Stellen, z.B. in der Klinikseelsorge, die so schwer zu besetzen seien, dass fehlende Gemeindeerfahrung kein Ausschlusskriterium darstellen dürfe. Die von uns geforderte (Wieder-) Einführung einer Vakanzquote von 8 % für Dekanate (!), soll in die nächste Landesstellenplanung Eingang finden, um angesichts eines zu erwartenden Pfarrermangels zu verhindern, dass es in den Dekanaten zu großen Diskrepanzen bei der Besetzungsquote der Pfarrstellen kommt. Wir halten es nach wie vor für nicht nachvollziehbar, warum es für übergemeindliche Stellen überhaupt keine Vakanzquote gibt.Schließlich stellte Gerhard Schoenauer die Modellrechnung für das Dekanat Pegnitz vor, die nach unserem vorgeschlagenen Finanzierungsmodell vom Gemeindereferat (OKR Dr. Hübner) erstellt worden war. Nach diesem Modell soll das Pro-Kopf-Kirchensteueraufkommen zunächst in die Gemeinden fließen, die hiervon 20% für übergemeindliche Aufgaben abgeben. Weitere Rahmenbedingungen werden zugrundegelegt. Durch dieses Finanzierungsmodell werden die Verantwortung und die Gestaltungsspielräume der Kirchengemeinden gestärkt. Wie die Modellrechnung für das Dekanat Pegnitz zeigt, ergeben sich deutliche Vorteile. Es soll noch eine Modellrechnung für ein städtisch geprägtes Dekanat geben. Wir werden an unserem Anliegen festhalten, dieses Modell auch einmal in Form einer Erprobung zu überprüfen.
„Pfarrerinnen und Pfarrer sind nicht nur professionelle Spezialisten, die einfliegen, wenn sie gebraucht werden. Sie leben mit den Menschen vor Ort, sie wissen um ihre Nöte, sie engagieren sich zivilgesellschaftlich, sie sind vernetzt in die nachbarschaftlichen und lokalen Strukturen hinein, sie kennen viele Familien und ihre unterschiedlichen Höhe- und Tiefpunkte. Sie sprechen begabte Menschen an und gewinnen sie für die Mitarbeit in der Gemeinde. Sie begleiten Ehrenamtliche, die individuell wahrgenommen und wertgeschätzt werden wollen. Pfarrerinnen und Pfarrer sind Kontaktpfleger von Beruf.“
Programm
10.00 Uhr Beginn (Musik, Begrüßung, geistliches Wort)
10.15 Uhr Aktuelles zum Gemeindebund in Bayern und zu den Gemeindebünden in Deutschland
10.30 Uhr Diskussion mit Regionalbischof Dr. Ark Nitsche – Thema: Pfarrerbild
12.00 Uhr Pause und Gespräche
12.15 Uhr Besprechung unserer Anträge an die Synode
13.00 Uhr Alternatives Finanzierungsmodell in unserer Landeskirche am Beispiel des Dekanats Pegnitz
14.00 Uhr Schlusswort von Regionalbischof Ark Nitsche
Schlusswort Gemeindebund
Reisesegen
Ort: Gemeindesaal St. Jobst, Äußere Sulzbacher Str. 146, 90491 Nürnberg
Zeit: Samstag, 25. Juli 2015, 10.00 Uhr bis 14.30 Uhr, anschließend Jahresversammlung des Gemeindebund Bayern.
Die Mitglieder des Gemeindebundes kamen anschließend zur Jahresversammlung zusammen.
zurück