
Mai 2024
Zum überparochialen Dienst in unserer Landeskirche
Der landesweite oder überparochiale Dienst in unserer Landeskirche erfüllt wichtige Aufgaben, für die wir dankbar sein dürfen. Kirchengemeinden können davon profitieren. Ich denke zum Beispiel an die vielen Kolleginnen und Kollegen, die im Schuldienst eingesetzt sind – ein Segen für unsere Kirche gerade was die Verbundenheit zu ihr betrifft, wie die letzte Kirchmitgliedschaftsstudie eindrucksvoll bestätigt. Über die Notwendigkeit so mancher Stelle lässt sich freilich diskutieren. Der Gemeindebund Bayern ist nicht, wie ihm von manchen unterstellt wird, grundsätzlich gegen den überparochialen Dienst. Nur: bei sinkenden Kirchensteuereinnahmen und fehlendem Nachwuchs muss man über Prioritäten der kirchlichen Arbeit nachdenken. Uns vorzuwerfen – wie es bei der Synode in Coburg geschehen ist – wir kämpften gegen den landesweiten Dienst, ist ein Unterstellung. Sachliche Argumente waren da kaum zu vernehmen. Man hat fast den Eindruck, der landesweite Dienst ist eine heilige Kuh, an der nicht gerüttelt werden darf. Bei Streichungen von Gemeindepfarrstellen ist man da weniger zimperlich. In der ursprünglichen Fassung der Einleitung zu dem Strategiepapier „Profil und Konzentration“ wurden die parochialen Gemeinden folgendermaßen beschrieben: „…die parochiale Gemeinde ist in ihrer oft statischen selbstgezogenen Organisation zu wenig einladend und entfaltet Bindung vor allem nach innen.“
Natürlich setzt sich der Gemeindebund für eine Gemeindekirche ein. Natürlich hinterfragen wir, ob das Verhältnis von 2,3 zu 1 zwischen gemeindlichen und übergemeindlichen Stellen sinnvoll ist oder überdacht werden muss. Natürlich weisen wir auf die Ungerechtigkeit hin, dass Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrer in der Regel 6 Stunden Religionsunterricht erteilen müssen. Wenn sie freiwillig darauf verzichten – was in den meisten Fällen mit Arbeitsüberlastung zu tun hat – wird ihnen eine Viertel des Gehalts gestrichen. Viele von ihnen arbeiten trotzdem 100% und mehr – für ¾ des Gehaltes. Niemand hat uns irgendein Argument liefern können, warum Pfarrerinnen und Pfarrer im übergemeindlichen Dienst keinen Religionsunterricht halten können. Natürlich zeigen wir auf, wie die beiden letzten Kirchenmitgliedschaftsstudien deutlich machen, dass die Verbundenheit mit der Kirche mit der Verbundenheit zur Ortsgemeinde gleichzusetzen ist. Es geht um die Nähe zu den Menschen. Es geht gerade auch um die „Mühseligen und Beladenen“, die keine Möglichkeit haben, lange Wege zu der nächsten Zentralkirche oder Dienststelle zurückzulegen.
Nein, wir sind nicht gegen den überparochialen Dienst. Aber welche Prioritäten für die Zukunft der Kirche gesetzt werden, darüber darf man streiten wie es einer protestantischen Kirche gut ansteht. Die immer wiederkehrende falsche Behauptung, der Gemeindebund sei gegen den landesweitem Dienst entbehrt jeder Grundlage und verhindert nur eine sachliche Diskussion über das Kirchenbild. Das gute Miteinander zwischen landesweiten Dienst und Gemeinde ist uns wichtig. Deshalb haben wir an die Synode einen Antrag gestellt, der leider abgelehnt wurde. Wir wollten, dass alle, die eine Funktionsstelle in unserer Landeskirche bekleiden, mindestens sechs bzw. fünf Jahre im Gemeindedienst gewesen sein sollten.
Auf ein gutes, fruchtbares Miteinander kommt es uns an wie es eine kleine Geschichte aus unserer Landeskirche zeigt: Eine Pfarrerin aus einer Dienststelle im landesweiten Dienst ruft erbost in einer Kirchengemeinde an und mahnt den Gemeindepfarrer an, er habe ihre Anfrage immer noch nicht beantwortet. Der Pfarrer antwortete, es tue ihm leid, aber er kommt einfach nicht dazu. Er habe gerade die zweite Beerdigung in dieser Woche bekommen, außerdem muss er für die Konfirmation am kommende Sonntag noch viel erledigen und wie er bei all dem noch den Religionsunterricht vorbereiten soll, weiß er auch nicht. Die Pfarrerin hielt kurz inne und sagte dann: ich mache Ihnen ein Angebot. Ich übernehme eine Beerdigung und Sie beantworten meine Anfrage nächste Woche. Ein Traum? Nein ich denke nicht, sondern ein gutes Miteinander!
Dr. Gerhard Schoenauer
1. Vorsitzender des Gemeindebundes Bayern
Werden Sie Mitglied in unserem Gemeindebund.
Entweder als Kirchengemeinde oder als Einzelperson.
Es sind bereits 116 Kirchengemeinden Mitglieder.
Es kostet der Gemeinde keinen Beitrag!
Informieren Sie sich unter www.gemeindebund-bayern.de
oder laden sie uns ein.